„Willkommen in Sürth“ möchte Zusammenarbeit weiter ausbauen

Ein großes Ziel für die Arbeit von WiSü im kommenden Jahr wird es sein, die Vernetzung der einzelnen Initiativen, Vereine und Organisationen, die sich in Köln mit der Integration von Flüchtlingen befassen, weiter voranzutreiben. Es war von Anfang an das Bestreben, unsere Ideen und Konzepte nicht für uns zu behalten, sondern das Wissen möglichst vielen Gleichgesinnten weiterzugeben.  Als im Frühjahr 2014 „Willkommen in Rondorf“ gegründet wurde, konnten wir mit unseren Konzepten eine gute Starthilfe leisten.

Hilfeaufruf gestartet

In der Woche vor Weihnachten starteten die Rondorfer einen Aufruf, für eine Flüchtlingsfamilie mit sieben Personen aus dem Nordirak Einrichtungsgegenstände, Kinderkleidung, Bettwäsche etc. zu spenden, die noch vor Heiligabend in das leer stehende Pfarrhaus einziehen wird. In kürzester Zeit kamen so viele Angebote für Tische, Stühle, Geschirr, Besteck und andere Utensilien, dass die Organisatoren auswählen mussten, welche Hilfsangebote sie annehmen können und welche nicht.

Am vergangenen Samstag war es dann soweit: Pünktlich um 9.30 Uhr fuhren die ersten Autos und Lieferwagen vor das Pfarrhaus und brachten ihre Möbel und Utensilien in das Haus. Den ganzen Tag schufteten die freiwilligen Helfer und richteten die Wohnung ein, so dass die gesidische Familie rechtzeitig einziehen kann.

Tischübergabe für die Flüchtlingsfamilie

Tischübergabe für die Flüchtlingsfamilie

Interview mit „Willkommen in Rondorf“

Wir sprachen mit Sigrid Sannecke, der Initiatorin der Spendenaktion:

WiSü: Wie war die Reaktion auf euren Aufruf, der Familie zu helfen?
Sigrid Sannecke: Die Reaktion war äußerst positiv, die Spendenbereitschaft ist unglaublich. Wir bekamen von überall her aus dem ganzen Kölner Süden Hilfsangebote. Das erste Angebot, ein Bett, erhielten wir gefühlte fünf Minuten nach Aussenden des E-Mail-Aufrufs am Montagabend. E-Mail-Postfach und Telefonmailbox quollen über und sind immer noch nicht komplett abgearbeitet. Nach wie vor kommen einzelne Hilfsangebote herein.
Angeboten wurden genau die Dinge, die wir angefordert hatten. Es gibt aber auch Geldspenden, die in Sachspenden umgewandelt werden sollen, sobald wir wissen, was noch fehlt. Und es gab Nachfragen, an wen man sich wenden könne, wenn man eine Wohnung zu vermieten habe.

WiSü: Wie viele Leute halfen vor Ort?
Sigrid Sannecke: An der Aktion selbst waren rund 45 angemeldete Spenderfamilien beteiligt. Die meisten haben nur ihre Sachen gebracht. Etwa 20 Helfer waren den ganzen Vormittag mit Tragen, Transportieren, Einräumen und Schrauben beschäftigt.

WiSü: Musstet ihr Spenden ablehnen?
Sigrid Sannecke: Jede Menge, wir haben mindestens 60 Spendenangebote abgelehnt, weil es einfach zu viele Angebote gab. Vor Ort haben wir fast alle nicht angemeldeten Spender abgewiesen. Wir könnten mit den angelieferten Spenden mindestens zwei weitere Großfamilien mit Kleidung, Spielzeug und Hausrat versorgen. Hier war es extrem schwer, vorher eine Einordnung vorzunehmen. Wir hatten geplant, sofort durchzuschauen, was gebraucht wird und die Spender mit dem Rest wieder nach Hause zu schicken. Das war aufgrund des hohen Spender-Andrangs nicht möglich. Hier wurden übrigens auch einige Dinge gespendet, die nicht mehr brauchbar sind.

WiSü: Wie findet ihr die Vernetzung der Initiativen im Kölner Süden/ganz Köln?
Sigrid Sannecke: Die Vernetzung ist hervorragend. Unser Aufruf wurde an ganz viele bestehende Verteiler in Kindergärten, Schulen, Schulpflegschaften, Initiativen und Vereinen weitergeleitet. Wir bekamen Rückmeldungen aus dem ganzen Kölner Süden.

WiSü: Kannst du sagen, wie viele Spenden über WiSü reingekommen sind?
Sigrid Sannecke: In den Mails hatten wir über WiSü zwölf konkrete Angebote, die eindeutig zugeordnet werden konnten. Es gab zusätzlich noch ein paar Telefonangebote, die ich aber nicht dokumentiert habe.

WiSü: Macht euch die Aktion Mut auch künftig für die Flüchtlinge einzutreten?
Sigrid Sannecke: Ja, sie macht uns ganz viel Mut. Und sie hat uns selbst auch ganz viel Freude bereitet. Wir haben per Mail, telefonisch und persönlich viel Zuspruch und Ermunterung erfahren, genau so weiterzumachen.  Aus den vielen Mails konnten wir ersehen, dass wirklich viele Leute unsere Initiative positiv sehen: „…o wie schön, ins Pfarrhaus ziehen Flüchtlinge ein…“ bis Aussagen wie: „ich war anfangs ja auch dagegen, aber ich mache bei ‚denen‘ nicht mehr mit, ich will helfen …ich finde Ihre Initiative gut“ oder auch nur Dankemails – nur aufgrund des Aufrufs.